Training mit der (richtigen) Maske schützt dich und vor allem andere
12. Juni 2020
von PIERRE SCHOBER

Experte erklärt:

„Die Studios hätten erst gar nicht schließen müssen“

Gyms haben wieder offen, unter Einhaltung der Maskenpflicht mit Ausnahme bei der Ausführung einer Übung. LOOX sprach mit dem Experten Dr. Dr. Despeghel darüber, ob und vor allem wie sich Masken und Sport kombinieren lassen.

Nach dem Lockdown musste man nicht in jedem Bundesland Masken im Fitnessstudio tragen. Später war es flächendeckend der Fall. Was denken Sie, wieso das so war?

Wahrscheinlich ist, dass sich die Legislative nicht damit beschäftigt hat, wie eine Atmung unter der Maske während einer Belastung aussieht. Man hat wahrscheinlich gedacht, das geht nicht. Wir haben das aber mal selbst überprüft, wie die Sauerstoffsättigung sich während eines Trainings verhält.

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Mit welchem Ergebnis?

Wenn es sich um eine Einwegmaske handelt, dann rutscht die Sauerstoffsättigung um circa fünf Prozent ab. Ist es eine FFP2-Maske, die Träger und Gegenüber schützen, sogar acht Prozent. Bei körperlicher Anstrengung kann es dann schon zu Schwindel, Übelkeit oder Kopfweh kommen. Aber es gibt natürlich diese speziellen Masken für den Sport, wo es überhaupt keine Probleme gibt, die 98 Prozent Sauerstoffsättigung sichern. Mit so etwas kann man locker trainieren.

Ist ja eigentlich auch bekannt.

Das wurde im Sport – vor allem im Ausdauerbereich – schon eingesetzt, um etwa das Höhentraining zu simulieren. Man kann also mit einer Maske trainieren. Gar kein Problem. Und man hat damit ganz klar ein höheres Schutzpotenzial.

Sie haben in einem anderen Interview einen ganz interessanten Tipp gegeben, wie man Badehosen zu Masken umnähen kann (mehr Informationen erhältst du hier). Was hat es damit auf sich?

Wenn ich so eine Maske habe, habe ich auch den Vorteil, dass sie schnell trocknet, es somit nicht zu einer Durchfeuchtung kommt und ich unbeschwert atmen kann. Eine Maskenpflicht würde somit den Mitgliedern die Angst vor Ansteckung nehmen und ein angenehmes Training ist dennoch möglich.

Dr. Dr. Michael Despeghel Muskeln stark

Unser Experte Dr. Dr. Despeghel veröffentliche diverse Bücher zu den Themen Prävention, Körper, Geist und Lebensstil die in 11 Sprachen übersetzt wurden und eine Gesamtverkaufszahl von über 1.000.000 Exemplaren aufweisen.

Aufgrund seiner faszinierenden Rhetorik und seiner Fähigkeit, sein Publikum jedes Mal aufs Neue zu begeistern, wurde Dr. Dr. Michael Despeghel bereits zwei Mal der begehrte Titel “Top Speaker des Jahres“ verliehen. Dr. Dr. Despeghels Schwerpunkte sind praktische und alltagsgerechte Empfehlungen zur gesünderen und leistungsfähigeren Lebensgestaltung. Sie entsprechen dem aktuellsten Stand der Präventivmedizin und beziehen entscheidende Aspekte der Psychologie und Arbeitssoziologie mit ein.

Mittlerweile haben sich bereits über 400.000 Menschen vom konkret anwendbaren Nutzen seiner Empfehlungen zur regelmäßigen Bewegung, einer leistungsfördernden Ernährung. Sein neuestes Projekt sind die „Medizinmänner“.

Was schlussendlich zu einem medizinischen Teufelskreis führt …

Aus der sportmedizinischen Sicht wäre es im Rahmen von Immobilisierung dringend notwendig, Sport zu treiben. Kollegen haben reißerische Artikel veröffentlicht, mit Titeln wie „Homeoffice tötet“. Hintergrund ist natürlich, dass sich etwa die Risiken für Typ-2-Diabetes durch Gewichtszunahme und Bewegungsmangel deutlich erhöht haben. Teilweise wurden weniger als 200 Meter am Tag gegangen.

Sport an und für sich hat doch dennoch ausschließlich positive Auswirkungen für den Körper, besonders im Hinblick auf die Stärkung des Immunsystems, um auch resistenter gegen ein Virus zu sein. Oder ist das jetzt zu einfach gedacht?

Natürlich, das ist vollkommen richtig. Es liegt nicht daran, dass die Studios leer sind, weil keiner etwas machen möchte. Sondern daran, dass die Leute nicht wissen, was sie eigentlich überhaupt machen dürfen. Wenn das einmal klar ist, werden die Menschen auch verstehen, wie wichtig die Gesundheit ist und dass sie dafür etwas tun müssen.

Die nächste Pandemie wird – ihrer Meinung nach – Typ-2-Diabetes sein.

Genau. Dazu Tumor- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Epidemiologien gehen davon aus, dass schon 2050 jeder zweite in Deutschland zuckerkrank sein wird. Das ist auch eine Pandemie und das sind Kosten, die überhaupt nicht zu stemmen sein werden. Die kann ich aber zu über 80 Prozent selbst beeinflussen. Darum bin ich auch der Meinung, dass der Fitnessbereich systemrelevant ist.

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Können Sie den noch einmal erklären, was sie damit meinen?

Das bedeutet im Prinzip nichts anderes, als das die Fitnessstudios auch einen Auftrag haben, die Gesunderhaltung der Bevölkerung voranzutreiben und zu stabilisieren. In dem Möglichkeiten angeboten werden, die Gesundheit aktiv zu optimieren. „Systemrelevant“ heißt im Prinzip „notwendig“ und dies abzuschalten, war ein großer Fehler, weil man so auch auf eine soziale Unterstützung verzichtet.

Die Studios sind ja jetzt wieder geöffnet.

Die Studios hätten erst gar nicht schließen müssen. Und dies werden wir seitens der Universität in Gießen und dem dortigen Institut für Sportwissenschaften jetzt auch belegen. Wir werden eine Untersuchung mit 100 Personen machen, die zur Risikogruppe – 65 Jahre und älter – gehören. Diese wird ein körperliches Training über einen Zeitraum von acht Wochen machen. Unsere Prognose ist, dass das Immunsystem der Menschen deutlich stimuliert wird.

Das würde die Menschen dann ja auch vor einem Virus besser schützen.

Es wäre dann völlig unsinnig, die Menschen nicht ins Fitnessstudio zu schicken. In der Akutphase hätte eher gesagt werden müssen: Geht jetzt! Natürlich unter den Schutzbedingungen mit Maske, Hygienebestimmungen und Abstand, etc.

Was muss nun von Seiten der Regierung aus getan werden?

Das Konzept sollte und muss noch verfeinert werden, um auch den Risikogruppen die Möglichkeit zu geben, individuell adaptiert zu trainieren. Was kann ich tun? Wenn ich nichts tun kann, brauch ich auch gar nicht hingehen. Mein Rat wäre: Schafft euch eine Maske an, geht ins Training und fangt wieder an, eine Gewohnheit zu entwickeln, die – wenn das alles wieder erledigt ist – Lust auf mehr macht.

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