Zu den erogenen Zonen gehören auch Steißbein und Ohrmuschel!
13. Februar 2018
von Michael Iseghohi

(S)Expertin verrät

Das passiert beim Orgasmus!

Das Bett quietscht, es wird gekeucht, gestöhnt und spätestens kurz vor dem Orgasmus sind einem die peinlich berührten Nachbarn ohnehin egal. Gänsehaut kriecht den Rücken hinunter, es kribbelt in den Leisten. Sie kommt, er kommt – um die Wette wird nach Luft geschnappt. Beide fallen erschöpft in die Kissen. Vor Erregung zittern noch immer ihre Beine. Schon fast komatös ist er bereit, in den nächsten zwei Minuten einzuschlafen. LOOX fragte Dr. Joanna Korda, Fachärztin für Urologie und Sexualmedizinerin: „Was passiert eigentlich beim Orgasmus?“

Temporäre koitale Amnesie – werde ich durch Sex vergesslich?

Die Atmung ist beim Sex das A und O. Bis zum erlösenden Augenblick des Orgasmus atmen sowohl Männer als auch Frauen rund vierzigmal die Minute ein und aus. Fast dreimal so häufig wie sonst. Der Genitalbereich wird stärker durchblutet, die Aktivität des Gehirns, des größten Sexorgans unseres Körpers, steigt und wird wie bei einem Kokainrausch gleich in mehreren Regionen von Hormonen überschwemmt. Das Lust- und Belohnungszentrum ist dabei die aktivste Region. „Zu beobachten ist aber auch“, so Dr. Joanna Korda, „dass sowohl Männer als auch Frauen direkt vor dem Orgasmus kleine Atemaussetzer haben oder sogar unbewusst die Luft anhalten“. Dies führt zu einer Unterversorgung an Sauerstoff im Gehirn, erhöht den Kohlendioxidgehalt im Blut und kann, so wird vermutet, eine vermehrte Ausschüttung der Hormone Adrenalin und Dopamin anregen. „Der Sauerstoffmangel im Körper wirkt euphorisierend, berauschend und verstärkt den Orgasmus“, erklärt Dr. Korda. In Ausnahmefällen kann die gehemmte Zufuhr von Sauerstoff und schwachem Blutdruck während des Orgasmus sogar zu kurzzeitiger Amnesie und Orientierungslosigkeit führen. Dieses vereinzelt beschriebene Phänomen bezeichnen Mediziner als temporäre koitale Amnesie, da vorübergehend Erinnerungslücken durch den „sauerstoffarmen“ Orgasmus hervorgerufen werden können. Das passiert allerdings äußerst selten.

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Der kürzeste Weg zum Glück

Die Psychologen Kaplan und Lief fanden schon Ende der Siebziger heraus, dass nicht nur Männer einem wiederkehrenden sexuellen Reaktionszyklus
unterliegen, sondern auch Frauen einen eigenen Rhythmus zum Höhepunkt haben. Die Psychologen glaubten, der Weg zum weiblichen Orgasmus ließe sich in vier Phasen einteilen: Erregungsphase, Plateauphase, Orgasmusphase und Rückbildungsphase. Sie empfahlen den Männern, besonderen Wert auf die ersten zwei Phasen zu legen, da in der Erregungsphase die erogenen Zonen der Frau stimuliert werden, wogegen in der Plateuphase die Aufmerksamkeit dem stimulierten Genitalbereich gilt. Die These beruhte auf dem Glauben, dass Frauen länger als Männer bräuchten, um zum Höhepunkt zu gelangen. Heute weiß man: Frauen können schon nach 15 Sekunden zum Orgasmus kommen.

NACH DEM RAUSCH

Nach dem Sex stehen vor allem Frauen oft auf wackligen Beinen. In manchen Fällen so extrem, dass an ein Aufstehen, geschweige denn Herumlaufen, direkt nach dem Orgasmus gar nicht zu denken ist. „Sex ist anstrengend für den Körper“, so Dr. Korda. „Die körperliche Erschöpfung während des Sex nehmen die meisten im Rausch gar nicht so stark wahr. Aber die Beckenbodenmuskulatur und auch die übrigen Muskeln ziehen sich währenddessen immer wieder zusammen und sind stark gefordert. Beim Orgasmus selbst pulsiert förmlich die Bodenbeckenmuskulatur und es kommt zu heftigen Kontraktionen. Der Impuls hierfür kommt aus dem Rückenmark“. Das Ergebnis: Glücksgefühle und schlappe Beine.

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KOMATÖSER SCHLAF

Er hat sein Bestes gegeben, zählt in Gedanken, wie sie wohl gekommen sein mag, und schließt glücklich aber sichtlich gescha die Augen. Und sie? Sie ist hellwach. Wacher als zuvor und erregt noch dazu. Denn nach dem Orgasmus fällt der Blutdruck bei Frauen langsamer als bei Männern. Der während des Sex aufgestockte Hormonhaushalt, unter anderem bestehend aus Oxytocin, Vasopressin und Prolaktin, lässt gerade noch muntere Männer jetzt richtig müde werden. Besser gesagt, sie sind geneigt, in einen schon fast komatösen Schlaf zu fallen. „Besonders die Hormone Oxytocin und Prolaktin beein ussen die postkoitale Erholungszeit – also die Zeit nach dem Orgasmus“, erklärt Dr. Korda. Die dauert bei Männern durchschnittlich 13 Minuten. Genug Zeit für ein Power Nap. Vermeiden lässt sich das Gefühl der Schläfrigkeit nach dem Orgasmus im Übrigen nicht. „Die Ejakulation des Mannes ist eng an einen hohen Wert des Hormons Prolaktin gekoppelt. Das macht nicht nur schläfrig, sondern hemmt auch gleichzeitig die Libido.“ Aber rund eine Viertelstunde später, mit Prolaktin- und Oxytocinwerten auf normalem Niveau, kann wieder heftig gequietscht, gekeucht und gestöhnt werden.