Ob Regen oder Wind - nichts kann Annika Zimmermann beim Öztaler Radmarathon stoppen
13. September 2018

ZDF-Moderatorin Annika Zimmermann

Sport ist für mich so natürlich wie Zähneputzen

Um sich alle zwei Wochen um 2 Uhr – also mitten in der Nacht – aus dem Bett zu schälen, muss man schon vom Grunde her ein fröhlicher Mensch sein. ZDF-Morgenmagazin-Moderatorin Annika Zimmermann (29) ist dazu auch noch fit. Und genau das ist ihr Motto: „Fit und fröhlich!“ Folgerichtig lautet so auch der Titel ihres ersten Buches, das dieses Jahr in die Buchläden kam.

Sie gilt als „Deutschlands fitteste Sport-Journalistin“. Ihr Aufgabenbereich beim ZDF beschränkt sich aber schon längst nicht mehr nur auf das Morgenmagazin. Bei der Leichtathletik-EM vollbrachte die gebürtige Darmstädterin Höchstleistungen. Allerdings nicht auf der Tartanbahn, sondern auf der Tribüne. Sie lieferte Interview auf Interview mit Trainern, Betreuern oder Familienmitgliedern der Sportler. Nicht immer leicht, wenn etwa Olympiasieger Christoph Harting gerade mit Pauken und Trompeten die Diskus-Quali verpatzt hat.

LOOX wollte es natürlich genau wissen und hat sich mit ihr standesgemäß in einem Berliner Fitness-Studio zu einem Workout verabredet. Wir haben Glück. Am Wochenende hat sie in Sölden am Öztaler Radmarathon teilgenommen, zwei Wochen vorher bei den Cyclassics in Hamburg. Wir einigen uns daher auf eine regenerative Einheit.

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Umziehen, Haare zusammen (zumindest bei ihr) und ab auf das Laufband. Annika stellt den Tacho auf 10 km/h – und los geht’s. 30 Minuten wird locker gelaufen.

Olympia 2020 in Tokio – Annika Zimmermann steht im Team des ZDF. Was würde das für dich bedeuten?

„Da fall ich hier rückwärts vom Laufband. Das ist natürlich noch etwas weit weg. Aber das bedeutet wirklich sehr, sehr viel für mich. Ich war ja schon in Rio dabei, und das alles aufzusaugen, war eines der tollsten und intensivsten Erlebnisse für mich. Es würde zu weit gehen, wenn ich sage, dass es für mich alles bedeuten würde. Ich habe ein sehr festes Freundes- und Familien-Gerüst. Aber dass mir der Job sehr wichtig ist und dass ich dafür eine Menge investiere, liegt auf der Hand.

Was war beruflich bisher dein Highlight?

Letztes Jahr auf Hawaii der Ironman. Direkt vom Alii-Drive schalten zu dürfen – live an der Strecke –, das war schon überwältigend. Und dann gewinnt auch noch ein Darmstädter (Annika wurde in Darmstadt geboren; d. Red.) in Bestzeit. Das war großartig. Auch die Insel. Alles hat mich gefangengenommen. Das war unbeschreiblich.

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Ein Leben ohne Sport wäre …?

Schwierig. Nicht vorstellbar. Auch mein Privatleben, wie ich meinen Alltag lebe, strukturiere, habe ich mir ja alles aus meinem Leistungssportdasein angeeignet. Das ist schon ein großer, wichtiger Teil von mir.

Wo wir hier gerade so gemütlich nebeneinander auf dem Laufband sind, fällt es mir schwer, mir dich abends auf dem Sofa mit einem Glas Wein und einer Tüte Chips vorzustellen.

Warum?

Ich sehe dich einfach nicht mit Alkohol oder fettigen Chips.

Zur Hälfte richtig. Fettige Chips machen mich in der Tat nicht an. Aber es ist so, dass ich tatsächlich die ungesunden Sachen, die ich mag, auch esse. Punkt. Und bei Alkohol: Wein oder Sekt geht immer. (lacht)

Du bist also ein Genussmensch?

Absolut. Genuss gehört dazu. Das Bild bei mir ist oft: „Die hat sich so im Griff.“ Klar, aber ich esse und trinke und mache das, was mir Spaß macht. Es ist natürlich – im Vergleich zum Durchschnitt– eher gesund. Und genauso oft sage ich aber auch: „Darauf habe ich jetzt Bock“ und das kann genauso auch mal nicht gesund sein.

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Zum Beispiel?

Wein und Schokolade. So in Zartbitter-Richtung finde ich klasse oder auch Voll-Nuss-Geschichten. Marzipan ist auch gut.

Was müsste passieren, ausgenommen Krankheit, dass du eine Woche keinen Sport machst?

Gibt’s nicht (lacht)! Du putzt dir ja auch nicht eine Woche lang nicht die Zähne. Das gehört für mich zum Wohlfühlen.

Thema Ernährung: Wie unterscheidet sich dies zwischen einer normalen und einer Sendewoche?

Erst mal, dass man viel häufiger isst, weil man viel mehr wach ist und früher damit anfängt. Um 4 Uhr macht bei uns die Kantine auf, und da ist die Annika bekannt dafür, sich das Tablett schön voll zu machen. Ich bin ein Mensch, dessen Motor nach dem Aufstehen direkt Kraftstoff braucht. Nach Feierabend – also am späten Vormittag – gibt es dann etwas Warmes. Am Nachmittag gibt es aber dann eher etwas, was ich schnell zusammenrühren kann und abends dann noch etwas Kleines.

Wie sieht es bei dir mit Meal Prep aus?

Eher so gegen Winter, wenn ich Bock auf Eintöpfe oder so habe. Das koche ich dann gerne vor. Ich liebe z. B. Bananenbrote. Da hast du ja echt etwas Nahrhaftes. Das bereitest du vor, packst es in den Kühlschrank und hast eine Woche etwas davon.

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Trainierst du eigentlich jeden Tag?

Eigentlich ja. Ich mache zumindest jeden Tag etwas. Das ist dann manchmal auch tagesformabhängig. Nach den Cyclassics war ich beim Yin-Yoga. Da heißt es dann nicht schwitzen, sondern sogar einschlafen. Ich weiß, was mein Körper braucht und höre auch darauf.

Hast du sonst einen Trainingsplan, an den du dich hältst, oder entscheidest du spontan?

Auf jeden Fall spontan. In einer Nicht-Sendewoche ist man ja auch mal sozial aktiv. Ich habe da wirklich keine Regelmäßigkeit. Speziell bei einer Tour mit dem Rad muss ja eine Menge organisiert sein.

Und in der Sendewoche?

Nach der Sendung geht gar nichts. Da bin ich kaputt. Dann mache ich einen Mittagsschlaf, bereite mich auf den nächsten Tag vor und gegen Abend noch so ein Stündchen, je nachdem was geht. Ich habe aber festgestellt, wenn ich gar nichts mache, werde ich träge, schlafe aber wesentlich schlechter. Mir tut es gut, wenn ich Sport mache – gemäßigt, aber wenigstens etwas zu schwitzen, den Kopf auszuschalten.

Was machst du außer Laufen und Radfahren noch?

Viel Crossfit, HIIT und inzwischen bin ich auch beim Yoga gelandet, um ein bisschen das Gegenstück zum schnellen Schwitzen zu bekommen. Alles etwas langsamer. Atmen, in sich reinhorchen. Das habe ich auch lernen müssen.

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Kommen wir zum Klischee: Was ist mit Zumba?

Nee. Ich habe einfach kein Taktgefühl. Ich finde es eigentlich gut, wenn man gute Laune bekommt. Aber ich war dafür zu ungeduldig.

Was ist mit Mannschaftssport?

Auch schön, aber ich und Ball geht gar nicht. Mein Vater ist an mir verzweifelt. (lacht)

Hast du in deinem Freundeskreis viele Sportmuffel, die du dann versuchst zu bekehren oder die dich um Ratschläge fragen?

Für manche bin ich ja fast schon eine Muse (lacht). Ratschläge gebe ich gerne. Das war ja auch einer der Gründe, warum ich das Buch geschrieben habe, weil mich so viele Leute gefragt haben, wie ich das mache. Ich will aber nicht belehrend sein. Jeder soll sein Ding machen.

Du bist ja auch eine begeisterte „Passiv-Sportlerin“. Was war dein Magic-Moment als Sport-Fan?

Das war Jennifer Oeser bei der WM 2009 in Berlin beim abschließenden 800-Meter-Lauf. Sie stürzt, die Medaille scheint weg, das ganze Stadion steht. Sie rappelt sich auf und läuft, läuft, läuft und holt sich tatsächlich noch Silber. Ich saß mit meinem Vater am 100-Meter-Start, ziemlich weit vorne. Und ich habe ihr damals ins Gesicht geschaut. Ich bekomme jetzt schon wieder Gänsehaut. Ich sehe, wie sie nicht mehr kann und sie macht es trotzdem. Diese Demut vor dem Sport – ich geb hier jetzt mein bestes – hat mich tief beeindruckt. Sie konnte sich im Ziel nicht einmal mehr freuen.

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Runter vom Laufband, ab in den Trainingsraum auf die Matte. Jetzt sind Po, Rumpf und Beine dran. Ihre Übungen sitzen. Überhaupt: Annika könnte auf den ersten Blick als Hochleistungssportlerin durchgehen.

Du hast ja einen sehr sportlichen, durchtrainierten Körper. Hast du dir den so geformt oder ist auch Genetik dabei?

Als Teenie war ich zeitweise auch mollig. Es hat daher auch mit Sport und entsprechender Ernährung zu tun. In unserer Familie wurde abends richtig aufgetischt, weil die Familie einmal am Tag zusammensitzen sollte. Ich bin ein Typ, der, wenn er nur abends viel isst, richtig anlegt. Das mache ich heute anders und fühle mich auch besser. Ohne Sport würde ich auch zunehmen.

Du bekommst manchmal auch Kritik von Leuten, die dich für zu dünn halten.

Es gibt in der Kritik an mir auch Anspielungen auf mein Äußeres. Vieles war mir dabei egal. Früher hat mich das auch getroffen, weil ich es ja einfach nur gut machen möchte und viel zu oft auf Äußeres anstatt auf den mir wichtigen Inhalt geschaut wird. Aber daraus habe ich gelernt. Ich bin in der Öffentlichkeit. Da finden einige das gut, andere finden etwas anderes nicht gut. Ich konzentriere mich auf mich und meinen Inhalt. Wichtig ist, dass ich bei mir bin und in mir ruhe. Und das tue ich.

Was macht so eine Sendewoche mit dir und deinem Körper?

Das wüsste ich manchmal auch gerne. (lacht) In den vier Jahren habe ich mich jetzt nicht großartig verändert, außer mehr Falten vielleicht. Ich werde – Gott sei Dank – nicht krank oder unfitter. Im Gegenteil: Durch meinen Lebensstil kann ich stolz sagen, dass ich auf gerade einmal zwei Erkältungen in den letzten vier Jahren komme. Ich habe aber einen großen Respekt vor dem, was ich meinen Körper zumute.

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Kommen wir zum Abschluss noch einmal zurück zum Sport. Du hast ja lange Zeit keine Wettkämpfe bestritten.

Das habe ich eigentlich meinem Sportchef Thomas Fuhrmann zu verdanken. Der hat mich einfach zum Staffel-Lauf für das ZDF-Team angemeldet. Er sagte mir: „Du bist doch Sportlerin und fit. Dann willst du doch auch Wettkämpfe bestreiten!“ Und nun habe ich den Öztaler gefinished.

Zur Einschätzung für alle Hobby-Radsportler: Beim Ötztaler Radmarathon werden 228 Kilometer und 5.300 Höhenmeter im Sattel abgerissen – der ZDF-Sonnenschein benötigte bei widrigsten Bedingungen 10 Stunden und 38 Minuten. Chapeau.

Annika Zimmermann

Im September 2014 schaffte Annika Zimmermann (29) den Sprung zum ZDF. Die Darmstädterin löste Jessy Wellmer als Moderatorin des Sport-Blocks im ZDF-Morgenmagazin ab.

  • 2015: Auszeichnung als „beste Newcomerin“ beim Deutschen Sportjournalistenpreis
  • 2016: Sie gehört zum ZDF-Team bei den Olympischen Sommerspielen in Rio und der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich
  • 2017: Sie moderiert live von der Strecke des Ironman-Triathlons auf Hawaii
  • 2018: Ihr Buch „Fit und Fröhlich“ kommt in die Läden
  • 2018:  Annika ist für das ZDF in Russland bei der Fußball-WM
  • 2018: Field-Reporterin bei der Leichtathletik-EM in Berlin