18. April 2019
von Markus Tschiedert

100 Kilo-Gewichte, Judo und die Welt retten

Marvel-Superheldin Brie Larson im Interview

Kein anderer Film wird derzeitig so heiß erwartet wie „Avengers: Endgame“ (ab 24. April 2019 im Kino). In dem Finale kämpfen noch einmal Marvels beliebte Superhelden Seite an Seite für den Fortbestand der Welt. Neben Iron Man, Captain America und Thor spielt diesmal aber auch Captain Marvel alias Carol Danvers eine entscheidende Rolle. Die 29-jährige Oscar-Gewinnerin Brie Larson („Raum“) verkörpert diese außerirdische Superheldin mit menschlichen Zügen. 

Schauspieler, die einen Superhelden verkörpern wollen, müssen erst mal ein hartes Fitnessprogramm über sich ergehen lassen. Wie ist das bei Frauen, die als Superheldin doch eher sexy aussehen sollen?
Müsste man zuerst nicht definieren, was mit sexy gemeint ist? Aber ganz ehrlich, über das Thema Sexyness will ich gar nicht erst reden. Sorry!

Na gut, willst du uns trotzdem verraten, ob du ein Trainingsprogramm über dich ergehen lassen musstest um zu „Captain Marvel“ zu werden?
Ja, ich habe zuvor neun Monate trainiert, was sehr hilfreich für die Rolle war. Aber keiner hat mir gesagt, dass ich das machen muss. Ich habe das freiwillig angefangen, um mich in Form zu bringen.

Was hast du dafür getan?
Captain Marvel hat übermenschliche Kräfte. Damit man mir das überhaupt irgendwie abnimmt, wollte ich meine Muskeln definieren. Das geht nur mit Gewichtheben. Ich bin dabei bis zum Äußersten gegangen und legte immer noch eine Scheibe mehr auf die Gewichtstange oder ließ mir für meine Liegestützen ein schwere Kette um die Hüfte legen.

Wie hast du dich damit gefühlt?
Großartig! Ich habe mich dadurch vollständig verwandelt. Zum Schluss habe ich beim Gewichtheben über 100 Kilo geschafft. Ich habe mir auch Judowürfe beibringen lassen und wie man sich mit Schlägen und Tritten verteidigt. Ich hatte das Gefühl, die komplette Kontrolle über meinen Körper zu haben. Das war mir vorher eher fremd.

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Hast du inzwischen damit wieder aufgehört?
Nein, ich trainiere weiter, aber nur meinetwegen und nicht für eine Rolle. Hin und wieder besuche ich ein Fitnesscenter. Neben Judo habe ich auch das Boxen für mich entdeckt. Wahrscheinlich werde ich nicht in die Meisterschaft kommen, aber solange ich Spaß daran habe, mache ich weiter.

Dann hast du sicherlich viele deiner Stunts selbst ausführen können…
Anfangs war mir dabei aber ziemlich mulmig. Ich kann mich noch genau an die erste Drehwoche erinnern. Da hatte ich eine Kampfszene mit meinem Schauspielkollegen Jude Law für „Captain Marvel“. Das fühlte sich für mich wie ein Text an. Ich fragte mich, bin ich überhaupt in der Lage dazu?

Und? Zahlte sich dein Training dafür aus?
Mein Ziel war es sowieso, mich für Stunts und Kampfszenen möglichst nicht doubeln zu lassen. Aber in dem Moment war es wie eine Qual für mich. Besonders eine Bewegung macht mir Kopfzerbrechen. Ein sogenannter Crossing Kick, bei dem du aus einer Drehung heraus über den Kopf deines Gegners treten musst. Ich habe mich damit selber verrückt gemacht, aus Angst, ich könnte etwas falsch machen und den anderen verletzen.

Ist das passiert?
Überhaupt nicht. Ich habe alles richtig gemacht, und zwar in jeder Szene. Im Nachhinein dachte ich es ist ganz schön nervig mir immer so viele Gedanken zu machen (lacht).

Hast du zur Vorbereitung auf deine Rolle als Captain Marvel auch deine Essgewohnheiten verändert?
Ich hatte schon für meine Rolle in den Drama „Raum“ einen Ernährungsberater konsultiert. Mir ist es generell wichtig, gesundes Essen zu mir zu nehmen. Ich habe gelernt, dass es auf kleine Häppchen zwischendurch ankommt, um zu den gewohnten Mahlzeiten nicht zu viel zu essen und abends keinen Heißhunger auf Kohlenhydrate zu bekommen. Mal einen Keks als Belohnung habe ich mir aber erlaubt.

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Hättest du dir jemals träumen lassen, dass du mal eine Superheldin verkörpern würdest?
Ganz und gar nicht. Solche Träume schwirrten mir nicht durch den Kopf, obwohl ich zugeben muss, dass mir mein Leben gerade wie surrealer Traum vorkommt. Ich habe damit nicht gerechnet, aber ich bin auch keine, die einen genauen Plan verfolgt. Ich lasse die Dinge eher auf mich zukommen und tue das, was sich für mich richtig anfühlt.

Du gehörst jetzt nicht nur zum begehrten Marvel-Universum, sondern hast für deine Rolle als gekidnappte Mutter in „Raum“ sogar den Oscar bekommen. Wie abgefahren ist das?
Ja, ich weiß, das klingt alles wie in einem Märchen, aber ich bin immer noch die gleiche Person und versuche, mich davon nicht beeindrucken zu lassen. Man hat das in den eigenen Händen, und ich will bodenständig bleiben und mich nicht daran gewöhnen und mich nicht verhätscheln lassen.