Du kannst sogar aus der Parkbank ein Gym machen
2. Oktober 2020
von PIERRE SCHOBER

LOOX-Experte analysiert neue US-Studie

Lindert Vitamin D wirklich Covid-19-Symptome?

Müssen wir jetzt alle draußen Sport machen? Eine weitere Covid-Studie aus den USA legt diese Vermutung nahe. LOOX-Experte Dr. Dr. Michael Despeghel klärt dich auf, was die Studie wirklich besagt.

  • Beeinflussen wir die Grunderkrankung positiv, haben wir auch die Möglichkeit, die Covid-19-Erkrankung positiv zu beeinflussen
  • Vitamin-D-Mangel lässt sich über Nahrung nicht ausgleichen
  • Auch im Herbst nach draußen. Fünf Minuten Sport an der Parkbank sind schon effektiv

Neue Studie zum Verlauf von Covid-19-Erkrankungen

Mehr und mehr Studien befassen sich aktuell natürlich mit dem Thema Corona. Wir alle wollen, dass diese Pandemie endlich nicht mehr unseren Alltag bestimmt. Forscher*innen der Universität Boston sind sich nun sicher, dass Vitamin D die Komplikationen bei einer Covid-19-Erkrankung tatsächlich reduzieren kann.

Die Studie: 235 Covid-19-Patienten, alle über 40. Bei der Untersuchung der Blutwerte der Patienten wurde klar, dass bei Patienten mit guter Vitamin-D-Versorgung deutliche Verringerungen des CRP-Werts im Serum festgestellt werden konnte, während gleichzeitig mehr Lymphozyten nachgewiesen wurden. Die Wissenschaftler*innen gehen daher davon aus, dass eine entsprechend ausreichende Vitamin-D-Konzentration dazu beitragen kann, dein Immunsystem entsprechend zu schützen. So soll ein Zytokinsturm verhindern werden. Zyto… was? Damit ist eine lebensbedrohliche „Entgleisung des Immunsystems“ gemeint.

Vitamin-D-Unterversorgung mit schlimmen Folgen

Patienten, die nachweisbar eine Vitamin-D-Unterversorgung hatten, mussten schwere Komplikationen durchleiden. Die Folge: im besten Fall Beatmung. Viele hatten jedoch keine Chance gegen das Virus (Hier kannst du alle Details der Studie nachlesen). Bei einer früheren Studie aus Indonesien wurde festgestellt, dass die Sterberate von akuten Covid-19-Patienten mit guter Vitamin-D-Versorgung bei nur vier Prozent lag.

Waren die Lockdowns – trotz der Möglichkeit zu Home-Workout –  zum Schutz unserer Gesundheit nun etwa kontraproduktiv? Schließlich nehmen wir Menschen Vitamin D unter anderem über die Sonne auf. Würden sich also alle Menschen konsequent an die Abstandsregeln halten und eine Maske tragen, könnte man doch wirklich auf diese Idee kommen.

Wir sprachen dazu mit dem renommierten Sportwissenschaftler Dr. Dr. Michael Despeghel, der gerade selbst Studien an Risikopatienten durchführt.

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Was sagen Sie zu den Studien aus Boston?

Despeghel: „Zunächst müssen wir sagen, dass durch den Ausgleich eines Vitamin-D-Mangels auch Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber natürlich auch das metabolische Syndrom positiv beeinflussen werden kann.“

Das heißt also, dass diese Erkrankungen prädestiniert dafür sind, wenn der Vitamin-D-Spiegel sehr tief ist?

„Genau. Die Menschen, die mit Covid-19 Probleme bekommen, sind in der Regel diejenigen, die interkurrente Erkrankungen haben. Sprich: Beeinflussen wir die Grunderkrankung positiv, haben wir auch die Möglichkeit, die Covid-19-Erkrankung positiv zu beeinflussen.“

Waren die Lockdowns nun im Prinzip wirklich kontraproduktiv, wie LOOX gerade behauptet hat?

„Na ja. Du bekommst den Vitamin-D-Schub, den du benötigst, natürlich nicht allein über die Sonne. Wenn du im defizitären Bereich bist, dann kannst du dich zehn Stunden in die Sonne stellen und es wird nicht besser. Da muss man dem Körper schon noch zusätzlich etwas zuführen. Grundsätzlich ist es natürlich sinnvoll, nach draußen zu gehen. Nur die Sonne allein wird Sie nicht vor Covid-19 schützen.“

Also grundsätzlich keine absoluten Lockdowns mehr?

„Ich halte es für sinnvoll, weiter nach draußen gehen zu können. Wir haben ja an anderer Stelle (hier geht es zum Artikel) auch schon einmal über die Gewichtszunahme gesprochen. Zu Vitamin D ist zu sagen, dass besonders im fortgeschrittenen Alter, plus 65, ein Vitamin-D-Mangel oft mitverantwortlich für die Entwicklung von Grunderkrankungen sein kann. Und diese Altersgruppe hat für gewöhnlich Defizite in diesem Bereich.“

Ab wann ist man mit Vitamin D unterversorgt? Ist das von Mensch zu Mensch unterschiedlich? Was für Faktoren spielen da rein?

„In Europa redet man von einem Defizit, wenn der Vitamin-D-Spiegel im Blut unter 30 Nanomol pro Liter liegt. Wenn man sich die Altersgruppen von 20 bis 70 Jahren ansieht, sind 20 bis 60 Prozent davon betroffen. In Ländern wie Indien oder Pakistan sind dies sogar 86 Prozent. Das hängt mit der Ernährung zusammen, obwohl die mehr Sonne haben.“

Wunderbare Überleitung. Wo finde ich denn in der Nahrung überall Vitamin D?

„In Ölen, in Fisch, in Samen, in Nüssen – aber es ist ganz schwierig, über die Nahrung ein Vitamin-D-Defizit auszugleichen. Da muss man schlicht und ergreifend nachsubstituieren.“

Warum ist Vitamin D eigentlich so wichtig für uns?

„Es ist mehr als nur ein einfaches Vitamin. Es ist quasi wie ein Hormon zu betrachten, das den Körper in unterschiedlichsten Stoffwechsel-Funktionen unterstützt. Wie viele Mikronährstoffe, hat Vitamin D auch einen entscheidenden Einfluss auf die Lebensqualität und Lebensleistungsfähigkeit. Wir haben nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt ein Riesenproblem, dass eine Milliarde Menschen unter Vitamin-D-Mangel leiden. Das hängt auch damit zusammen, dass wir uns nicht mehr bzw. nicht mehr so viel in der Sonne aufhalten.“

Dr. Dr. Michael Despeghel Muskeln stark

Unser Experte Dr. Dr. Despeghel veröffentliche diverse Bücher zu den Themen Prävention, Körper, Geist und Lebensstil die in 11 Sprachen übersetzt wurden und eine Gesamtverkaufszahl von über 1.000.000 Exemplaren aufweisen.

Aufgrund seiner faszinierenden Rhetorik und seiner Fähigkeit, sein Publikum jedes Mal aufs Neue zu begeistern, wurde Dr. Dr. Michael Despeghel bereits zwei Mal der begehrte Titel “Top Speaker des Jahres“ verliehen. Dr. Dr. Despeghels Schwerpunkte sind praktische und alltagsgerechte Empfehlungen zur gesünderen und leistungsfähigeren Lebensgestaltung. Sie entsprechen dem aktuellsten Stand der Präventivmedizin und beziehen entscheidende Aspekte der Psychologie und Arbeitssoziologie mit ein.

Mittlerweile haben sich bereits über 400.000 Menschen vom konkret anwendbaren Nutzen seiner Empfehlungen zur regelmäßigen Bewegung, einer leistungsfördernden Ernährung. Sein neuestes Projekt sind die „Medizinmänner“.

Hört sich dramatisch an.

„Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, wird aber auch als Hormon bezeichnet, weil es hormonähnliche Wirkungen hat. Deswegen kann es nicht nur durch die Nahrung zugeführt werden, sondern muss im Körper produziert werden. Dafür braucht er unter anderem die UV-Strahlung der Sonne. Neben den Schutzwirkungen für das Immunsystem muss man aber auch erwähnen, dass mehr als 200 Gene durch das Vitamin D reguliert werden.“

Und nun kommt auch noch der Winter.

„In den Wintermonaten – wo jetzt auch gerade wieder die Covid-Zahlen ansteigen – rutscht der Wert bei den Leuten noch einmal in den Keller, weil wir uns mehr in geschlossenen Räumen aufhalten und die Sonneneinstrahlung geringer ist.“

Also mehr Fisch auf den Tisch.

„Im Ernährungsbereich ist es nicht so einfach, das hinzukriegen. Auch mit den fetten Fischen, wie Hering, Bückling oder Lachs sowie pflanzlichen Ölen, Milch und Eigelb musst du nachliefern. Beispiel: Du bist bei 20 Nanomol, willst aber auf 40 kommen – was schon eine Herausforderung ist. Dann müsstest du 200 Kilo Pilze essen, 4 Kilo Rinderleber, 4 Kilo Butter oder 80 Eier. Deshalb ist es durch Lebensmittel nicht möglich, den Bedarf zu decken und alles funktioniert auch nicht richtig ohne Sonnenlicht.“

Ist im Winter auch nicht immer so einfach umzusetzen.

„Um eine Basis, ein Minimum an Sonne in der Disposition zu bekommen, müsstest du dich in der Mittagszeit in Südfrankreich mit beispielsweise freiem Oberkörper für acht Minuten in die Sonne stellen. Das macht im Winter auch nicht wirklich Freude. Für die meisten von uns, ist das schon im Sommer kaum möglich. Du musst dir ja nur deinen Arbeitsplan angucken. Da wird es unter der Woche wahrscheinlich oft schwierig. Mein Ratschlag: Man misst den Wert im Blut. Befinden wir uns im großen Defizit, müssen wir mit Nahrungsergänzungsmitteln nachsubstituieren. Das geht bis hin zu 1500 bis 2000 Einheiten pro Tag. Kurzfristig sogar deutlich höher.“

Wie viel Sinn macht dann Draußensport jetzt noch? Sollten wir unsere Mittagspause jetzt lieber für Sport oder einen Spaziergang nutzen?

„Na klar. Schon fünf Minuten „Gym“ an der Parkbank machen Sinn. Liegestütze, Kniebeuge, etc. Auf jeden Fall, alles was geht. Auch ein Spaziergang ist super. Es muss ja nicht direkt Laufen sein, da die meisten ja dann ein Problem mit Umziehen und Duschen bei der Arbeit haben. Wichtig ist übrigens, dass, sobald du einen Sonnenschutz von über 30 benutzt, die Synthese der Haut um mehr als 95 Prozent reduziert ist. Sonnenschutz lässt kein Vitamin D zu. Deswegen ja auch nur die acht Minuten, aber dann ohne Sonnenschutz.“

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