Zuhause schmeckt es nicht nur am Besten, es ist auch am gesündesten, oder?
30. Januar 2018

Mühe umsonst?

Hausgemacht und ungesund

Wer sich gesund ernähren will, muss den Kochlöffel selbst in die Hand nehmen. Unzählige Kochshows zeigen, wie. Und jetzt das: Was Fernsehköche auf den Teller bringen, ist gar nicht gesünder als Fertiggerichte, wie eine britische Studie ergab.

Manchmal fragt man sich, wer diese ganzen Kochsendungen überhaupt schaut. Zu jeder Tages- und Nachtzeit wird auf irgendeinem Sender gebrutzelt. Manche Fernsehköche genießen einen regelrechten Popstar-Status, nach ihren Einschaltquoten lecken andere sich die Finger und ihre Kochbücher gehen über die Ladentheken wie warme Semmeln. Inwieweit Zuschauer und Leser die Gerichte wirklich nachkochen, ist eine Sache. Dass sie aber gesünder sind als Fertiges aus dem Supermarkt, hat man bisher kaum in Frage gestellt.

Doch jetzt hat das British Medical Journey eine Studie der Universität Newcastle veröffentlicht, in der 100 Gerichte aus Bestseller-Kochbüchern verschiedener Fernsehköche und 100 Fertiggerichte aus den größten britischen Supermärkten auf Kalorien, Zucker, Kohlenhydrate, Eiweiß, Salz, Ballaststoffe und Fett untersucht und mit den Nährwertrichtlinien der Weltgesundheitsorganisation verglichen wurden. Mit unerwartetem Ergebnis.

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Man nehme: Fett

Eine zufriedenstellende Übereinstimmung mit den Richtlinien der WHO konnte keines der Gerichte vorweisen. Der Vergleich untereinander aber zeigt: Tatsächlich sind die Fertiggerichte näher dran. Außerdem haben sie teils deutlich weniger Kalorien, Fett und Eiweiß als die Gerichte der Fernsehköche – und mehr Ballaststoffe. Lediglich beim Salzgehalt schnitten die selbstgekochten Speisen besser ab – hier ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Rezepte keine Mengenangabe liefern und die tatsächliche Menge Salz je nach Geschmack des Kochs auch hier sehr hoch sein kann.

Unter dem Strich also ein klägliches Ergebnis für die Fernsehköche, deren Rezepte dank Butter, Sahne und Co. sicher gut schmecken, deren Einsatz für gesündere Ernährung so aber nicht gerade an Glaubwürdigkeit gewinnt.

Nicht alles in einen Topf werfen

Das alles heißt aber natürlich nicht, dass man das Supermarktregal dem heimischen Herd jetzt vorziehen soll. Die Autoren der Studie betonen selbst, dass die Ergebnisse keine allgemeine Gültigkeit haben können. So stammten die untersuchten Rezepte aus Büchern, die in der Vorweihnachtszeit auf der Bestsellerliste standen – eine Saison, die durchaus Einfluss auf die Auswahl der enthaltenen Rezepte gehabt haben kann. Bei den Top fünf Kochbüchern im Frühling hätten die Ergebnisse möglicherweise anders ausgesehen.

Und auch mit dem Etikett „gesund“ sollte man vorsichtig sein. So wurde in der Studie beispielsweise nicht berücksichtigt, dass Fertiggerichte oft voller Zusatzstoffe sind, die der Gesundheit nicht unbedingt zuträglich sind. Auch Vitamine und Mineralstoffe, die in industrieller Ware oft nur unzureichend enthalten sind, wurden nicht miteinbezogen. Nichtsdestotrotz sollten die Ergebnisse Anlass geben, auch beim Kochen Vorsicht walten zu lassen und sich bei sehr fett- und kalorienreichen Zutaten ein bißchen zurückzuhalten. Schmecken wird es ganz sicher trotzdem.