Milch macht müde Männer nicht nur munter, sondern auch muskulös
7. Juni 2019
von PIERRE SCHOBER

„Das ist ein Hype“

Das sagt der Ernährungsexperte zur Anti-Milch-Diskussion

„Es ist wie Milch, aber für Menschen gemacht“ – so wirbt die Firma „Oatly“ für ihre „Hafermilch“ und entbrannte damit eine Diskussion, die besonders Milch-Gegner um den Sinn und Zweck von Milchprodukten führen. Zeit, mal wieder ein Loblied auf die gute alte Milch zu singen. Unser Duettpartner: Ernährungswissenschaftler Dr. Nicolai Worm (67).

In einem „Stern“-Interview sagte Toni Petersson, Geschäftsführer von „Oatly“: „Haferdrinks sind für Menschen bestimmt, Kuhmilch für Kälber. Kuhmilch zu trinken, ist nicht natürlich.“ Aussagen, die Dr. Worm in Fahrt bringen. „Ich habe so etwas erstmals vor 20 Jahren gehört. Seitdem entgegne ich gerne: Für wen ist ein Getreidekorn gedacht? Für wen sind Nüsse da? Für wen wächst ein Apfel? Diese Herangehensweise ist idiotisch“, so der Experte. „Der Mensch hat immer Nischen gesucht und gefunden, womit er von dem Angebot, das die Nahrungswelt ihm bietet, überleben kann. Irgendwann hat er halt entdeckt, dass er auch die Milch von anderen Lebewesen konsumieren kann. Es hat sich zum Überlebensvorteil entwickelt.“

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Milch ist ein nahezu vollwertiges Lebensmittel

Für Dr. Worm ist Milch das Lebensmittel schlechthin. „Es ist nahezu vollwertig“, erklärt er. „Milch ist eben ein Stoff, der mehr kann, als nur Kalorien und Nährstoffe zufügen. Milchbestandteile haben hormonelle Auswirkungen und deshalb hat man so Angst davor.“ Auch die Furcht, dass Milch das Wachstum von Krebszellen fördert, ist ein Irrglaube. Dr. Worm: „Es gibt einfach keine Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Milchkonsum und Krebserkrankungen zeigen.“

Vielmehr ist die (tierische) Milch besonders für Fitnesssportler, die sich nicht vegan ernähren wollen, Gold wert. Dr. Worm: „Man kann Milch ja als Anabolikum bezeichnen. Es ist ein Nahrungsmittel, das Menschen dazu verhilft, schnell zu wachsen. Sie ist eine sehr kostengünstige und hochwertige Nährstoffquelle – sowohl vor, als auch nach dem Training.“ Die Gefahr eines „zu hohen“ Milchkonsums liegt höchstens in den Kalorien (258 kcal/500 ml). Dr. Worm: „Das trifft vor allem Nichtsportler. Daher sollte man Milch nicht als Getränk, sondern als Nahrungsmittel verstehen.“

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Den Menschen wird eine „frei von …“-Ernährung eingeredet

Laktoseintoleranz („Es ist die Milchzuckerintoleranz. Das ist außer Frage, aber auch kein Problem.“) ist fast schon zu einem Trend in unserer hochgezüchteten Gesellschaft geworden. Diesen Menschen rät der Experte, auf laktosefreie Milchprodukte zurückzugreifen. „Dann ist das Problem erledigt“, so Dr. Worm. „Den Leuten wird eingeredet, „frei von …“ zu essen. Es muss frei von Milchzucker sein, frei von Gluten, frei von Cholesterin, frei von Fett und frei von Zucker. Das sei besonders gesund. Das ist ein Hype, der besonders von Wirtschaftsinteressen gefördert wird.“

Fazit: Milch hat viele Vorteile, besonders wenn man das Fitness-Ziel Muskelaufbau hat. Gesundheitliche Bedenken gibt es beim Milchkonsum jedenfalls nicht. Wer aus ethischen oder ökologischen Gesichtspunkten darauf verzichten will, soll das tun. Hör auf deinen Körper. Wenn du Milch verträgst, wird er es dir danken, wenn du vor oder nach dem Training Quark, Joghurt, Käse oder andere Milchprodukte zu dir nimmst.

Dr. Nicolai Worm

DR. NICOLAI WORM, geboren 1951 in München, studierte Oecotrophologie an der TU München und promovierte an der Universität Gießen. Von 1979 bis 1985 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialmedizin, Prävention und Rehabilitation in Tutzing/Starnberger See. Lehrtätigkeiten im Bereich Sporternährung (Trainer-Akademie, Deutscher Sportbund, Köln; Universität Innsbruck). Von 1996 bis 2007 Mitglied des Humanwissenschaftlichen Zentrums (HWZ) der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Viele Jahre deutscher Vertreter in der Expertengruppe „Ernährung und Wein“ beim Office International de la Vigne et du Vin (Internationaler Weinbauverband, O.I.V.) in Paris; er fungiert als wissenschaftlicher Beirat der Deutschen Weinakademie in Mainz. Seit 1987 ist er als Referent in der ärztlichen Fortbildung tätig und seit 2009 Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHPG).

Einem breiten Publikum durch zahlreichen Bücher (einige Bestseller) und durch TV-Auftritte bekannt. Er ist der Vater der LOGI-Methode und der bekannteste deutsche Vertreter kohlenhydratreduzierter Kostformen (Low-Carb-Ernährung). Bei seinem neuen Präventionskonzept „Flexi-Carb“ wird die Kohlenhydratzufuhr abhängig von der Muskel-Aktivität gemacht.

Mehr Info unter: www.nicolai-worm.de